Schloss Schwetzingen von innen: das Schweizerzimmer / Compagniezimmer der Reichsgräfin von Hochberg (2. OG, Mittelbau)

Abriss:

• Darstellungen: verschiedener Schweizer Landschaften mit
  • Bergen, Felsen, Gletschern, Wasserfällen, Flüssen, Bächen, Seen, Booten, Brücken, einer Schlucht
  • Dörfern, Häusern, Brunnen, Kirchen, einer Burg, einem Schloss, einem Kloster
  • Wiesen, Wegen, Bäumen, Tieren, Menschen und Trachten
• Entwurf: 1802; Entwurfszeichner: Pierre-Antoine Mongin (1761-1827); hat vor dem Entwurf nie die Schweiz bereist
• Von Mongin benutzte Vorlagen (Druckgrafiken, Stiche, Radierungen etc.)  von:
  • Franz Niklaus König (1765-1832), Jean Jacques François Le Barbier (1738-1826), Josef Reinhard (1749-1824), Heinrich Rieter (1751–1818)
  • Jakob Samuel Weibel (1771-1846), Caspar Wolf (1735-1783)
• Druckerei: Zuber, Rixheim, Frankreich
• Verkauf ab 1804, initial nur durch Subskription, initialer Druck von 160 Exemplaren; Verkauf von 1804 bis 1823: 1280 Exemplare
• Nachdruck: 18 Mal bis zum Jahr 1882; seit den 1930er Jahren bis heute: immer noch produziert im originalen Verfahren
• Technische Daten: sichtbare max. Breite x Höhe 10,7 Meter x 3,9 Meter, max. Höhe der Motive 1,7 Meter, sichtbare Breite der Bahnen 0,68 Meter, Anzahl Bahnen 16, Anzahl Holzdruckstöcke 1024, Anzahl verwendeter Farben 95
• Installation im Zimmer: 1804; Konservierung / Restaurierung: zwischen 1988 und 1991
• Zuordnung von Bahnen zu Wänden:
  • Bahnen der Ostwand (linke Tapetenseite) und der Nordwand (rechte Tapetenseite) ergeben die gesamte Tapete
  • Süd- und Westwand und teilweise Nordwand zeigen Wiederholungen einiger Bahnen der Ost- und Nordwand
• Weitere Exemplare oder Fragemente der Papiertapete „Les vues de Suisse“ im:
  • Stockalperschloss (Gemeinde Brig-Glis, Kanton Wallis, Schweiz)
  • Rixheimer-Zimmer, Rathaus, Lenzburg, Kanton Aargau, Schweiz

Siehe auch: Beschreibung der Tapete bei Zuber, Rixheim, Frankreich: Décor panoramique: Les vues de Suisse

Hinweise:

• Bahn 1 (ganz links)
  • Links: Staubbachfall
    • Lauterbrunnental, Berner Oberland, Kanton Bern; Höhe: 297 m
    • Vorlagen: kolorierter Stich „Der Staubbachfall im Lauterbrunnental“ oder kolorierte Umrissradierung sowie ein Ölgemälde von Franz Niklaus König (1765-1832)
  • Mitte: Rosenlauigletscher
    • Am Nordostende der Berner Alpen, südlich von Meiringen, Kanton Bern; Länge ca. 4,5 km, Breite ca. 1 km, Fläche ca. 6 qkm, Neigung 19 Grad
    • Vorlage: kolorierter Stich „Vûe des Glaciers de Roselouvi“ von Jakob Samuel Weibel (1771-1846) aus dem Album Weibel, Dunker: Vierzehn Aussichten im Oberlande – 1793-1796
  • Unten: Tessiner Landschaft? Bündner Tal?
    • Unklare Vorlage(n)
• Bahn 2
  • Oben: Rosenlauigletscher
    • Am Nordostende der Berner Alpen, südlich von Meiringen, Kanton Bern; Länge ca. 4,5 km, Breite ca. 1 km, Fläche ca. 6 qkm, Neigung 19 Grad
    • Vorlage: kolorierter Stich „Vûe des Glaciers de Roselouvi“ von Jakob Samuel Weibel (1771-1846) aus dem Album Weibel, Dunker: Vierzehn Aussichten im Oberlande – 1793-1796
  • Mitte und unten: unklare Vorlage(n)
• Bahn 3
  • Oben und unten: unklare Vorlage(n)
  • Mitte: Hütten und Tannen aus dem Berner Oberland
    • Vorlage: kolorierter Stich „Vûe des Glaciers de Roselouvi“ von Jakob Samuel Weibel (1771-1846) aus dem Album Weibel, Dunker: Vierzehn Aussichten im Oberlande – 1793-1796
• Bahn 4
  • Oben und Mitte: unklare Vorlage(n)
  • Unten: Schweizer Tracht des Kantons Zug
    • Vorlage: kolorierter Stich „Costume du Canton de Zoug“ von Josef Reinhard (1749-1824) aus dem Album Huber, Reinhard: Collection de Costumes Suisses en 44 feuilles – ca. 1808
• Bahn 5 und 6
  • Burgruine Ringgenberg
    • Gemeinde Ringgenberg, Kanton Bern; ab 1240 bewohnt, zerstört bei Brand im Jahre 1380
    • Vorlage: kolorierter Stich „Vue du Chateau de Ringenberg au Lac de Brienz“ von Jakob Samuel Weibel (1771-1846) aus dem Album Weibel, Dunker: Vierzehn Aussichten im Oberlande – 1793-1796
• Bahn 7
  • Oben: Niesen (Berg)
    • Südlich des Thunersees, Berner Oberland, Kanton Bern; Höhe: 2362 m
    • Vorlagen: siehe bei Brienzersee
  • Oben: Giessbachfall
    • Unterhalb der Brienzer Bergsiedlung Axalp, Brienzersee, Berner Oberland, Kanton Bern; Höhe: über 500 Meter, in 14 Stufen
    • Vorlagen: siehe bei Brienzersee
  • Unten: Brienzersee
    • Eingebettet zwischen den Emmentaler und Berner Alpen, Berner Oberland, Kanton Bern; Länge 14 km, Breite ca. 3 km, maximale Tiefe 261 m
    • Vorlage: kolorierter Stich „Vûe du Village de Brienz“ von Jakob Samuel Weibel (1771-1846) aus dem Album Weibel, Dunker: Vierzehn Aussichten im Oberlande – 1793-1796
• Bahn 8
  • Brienz
    • Am Ufer des Brienzersees, Berner Oberland, Kanton Bern; Höhe: 574 m, Fläche: 48,07 qkm, Einwohner: ca. 3200
    • Vorlage: kolorierter Stich „Vûe du Village de Brienz“ von Jakob Samuel Weibel (1771-1846) aus dem Album Weibel, Dunker: Vierzehn Aussichten im Oberlande – 1793-1796
• Bahn 9
  • Teilweise unklare Vorlage(n), teilweise siehe Bahn 10 und 11
• Bahn 10 und 11
  • Köniz
    • Gemeinde (mit teilweise noch dörflichem Charakter) im Verwaltungskreis Bern-Mittelland, Kanton Bern; Höhe: 572 m, Fläche: 51,01 qkm, Einwohner: ca. 42.400
    • Vorlage: kolorierte Umrissradierung „Maison de paysan du Canton de Berne“ von Heinrich Rieter (1751–1818)
• Bahn 12
  • Unklare Vorlage(n)
• Bahn 13
  • Oben links: Matterhorn
    • In den Walliser Alpen, zwischen Zermatt und Breuil-Cervinia, Kanton Wallis; Höhe: 4478 m
    • Vorlage: unklar
  • Oben rechts: Furgggletscher
    • Ca. 2-3 km südöstlich des Matterhorn; Höhe Furggen (Berg): 3492 m
    • Vorlage: unklar
  • Mitte: Rhonegletscher
    • Talgletscher im Quellgebiet der Rhone in den Zentralalpen, Kanton Wallis; Länge: 8 km, durschschnittliche Breite: 2 km, Fläche: ca. 15 qkm
    • Vorlage: Ölgemälde „Der Rhonegletscher von der Talsohle bei Gletsch“ von Caspar Wolf (1735-1783)
  • Unten: Oberhornsee
    • Kleiner See in alpiner Landschaft, Berner Oberland, Kanton Bern; Höhe: 2064 m, Fläche: ca. 0,002 qkm
    • Vorlage vermutlich: kolorierter Stich „Vue du Gross-Horn et du Breit-Horn avec le petit lac d’Oberhorn“ von Caspar Wolf (1735-1783) aus der Serie Albrecht von Haller: Vues Remarquables des Montagnes de la Suisse : dessinés et colorés d’après nature, avec leur Description – ca. 1780-1794
• Bahn 14
  • Oben: siehe Bahn 15
  • Mitte: Schloss Grandson
    • Festungsbau des Mittelalters am Neuenburgersee, Sankt Gallen; Erbaut: 1050, Höhe: 447 m
    • Vorlage: Radierung „Le Chateau de Granson. Vu sur le Lac de Neufchatel“ von Jean Jacques François Le Barbier (1738-1826)
  • Unten: unklare Vorlage(n)
• Bahn 15
  • Oben: Eiger
    • Berg in den Berner Alpen, Kanton Bern; Höhe: 3967 m
    • Vorlage: unklar
  • Mitte (sehr klein): Kloster Pfäfers
    • Ehemalige Benediktinerabtei, Kanton St. Gallen; Gegründet: 8. Jahrhundert, aufgehoben: 1838; Höhe: ca. 820 m
    • Vorlage: Radierung „Vue de l’abbaye de Pfeffers, dans le Comté de Sargans qui appartient aux huit anciens cantons“ von Jacques François Le Barbier (1738-1826)
  • Unten: Kindstaufe
    • Vorlage: kolorierte Umrissradierung „Die Kinds-tauffe im Canton Bern“ von Franz Niklaus König (1765-1832) aus der Serie „Conversations-Stücke und National-Gegenstände“
• Bahn 16 (ganz rechts)
  • Oben: siehe Bahn 15
  • Mitte und unten: Schlucht Schöllenen & Teufelsbrücke
    • Schlucht im Kanton Uri, darin fliesst die Reuss; seit alters ein nur schwer zu überwindendes Hindernis auf der Route über den Gotthardpass
    • Teufelsbrücke: wichtige Brücke über die Schlucht und die Reuss; um 1230 erstmals als Holzbrücke errichtet, 1595 durch eine massive Steinbrücke ersetzt, 1888 eingestürzt
    • Vorlage: Farbradierung „Pontis Diaboli / Teufelsbrücke“ von Caspar Wolf (1735-1783) aus der Serie „Vues Remarquables des Montagnes de la Suisse dessinées et colorées d’apres Nature, avec leur Description“
  • Unten links: Säumer
    • Säumer waren Personen, die Lasten auf dem Rücken von Saumtieren über das Gebirge transportierten
    • Vorlage: unklar

Hinweise:

• An den Wänden des Compagniezimmers sind folgende Anzahl an Bahnen angebracht: Nordwand 8 Bahnen, Ostwand 10 Bahnen, Südwand 4 Bahnen zusammenhängend, 1 Bahn separat, Westwand 1 Bahn, zusammen 24 Bahnen. Die gesamte Tapete besteht jedoch nur aus 16 Bahnen. 8 Bahnen sind daher doppelt im Zimmer vorhanden.
• Für einen Betrachter, der am Fenster steht und in Richtung Ostwand sieht, ist verwirrend, dass er das gesamte Panorama (mit den 16 Bahnen) nirgendwo von links nach rechts zusammenhängend sehen kann; er muss sich das gesamte Panorama gedanklich aus Teilstücken zusammensetzen. Kennt man jedoch nicht das gesamte Panorama, so fällt einem Betrachter im ersten Moment der fehlende Zusammenhang aller 16 Bahnen des Panoramas nicht auf.
• Die gesamte Tapete mit 16 Bahnen ist z.B. an folgenden zwei Wänden zu sehen: die linke Tapetenseite (mit knapp 10 Bahnen) an der Ostwand, die rechte Tapetenseite (mit etwas mehr als 6 Bahnen) an der rechten Seite der Nordwand.