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Allgemeine Beschreibung: Skulpturen
Quelle: Auszug aus Bert Beitmann: Gartenkunst – Einst war sie die bedeutendste unter den Künsten; mit freundlicher Genehmigung des Autors
Die wichtigsten Verbindungselemente zwischen Natur und Kultur waren neben den architektonischen Bauten Skulpturen. Sie haben deshalb in der ganzen Geschichte der europäischen Gartenkunst eine bedeutende Rolle gespielt. Ohne sie wäre das Gesamtkunstwerk Garten kaum denkbar.
Im Barock war die große Zeit der Skulpturenprogramme. Vier große Themenkreise standen in ihrem Vordergrund:
- die Verherrlichung des Fürsten: Es entstand eine regelrechte Herrscherikonographie (Symbolsprache). Herkules und seine Taten spielten darin eine besondere Rolle.
- kosmologische Figurenprogramme: In ihnen sollte die Welt als ein festes Ordnungsgefüge zum Ausdruck kommen. Der Mensch war in ihre Kräfte eingebunden. Oft unterlagen die Figurengruppen einer mittelalterlichen Zahlenmystik (gerne hatte man die „Viererzahl):
- vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft)
- vier Jahreszeiten
- vier Winde
- Monatsbilder (oft auf Gottheiten bezogen, z.B. März auf Mars)
- sieben Planeten (Apoll (Sonne), Diana (Mond), Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Merkur; im Barock wurden ihnen gerne zugeordnet: Wochentage, Künste, Metalle, Tugenden und Laster, Sternzeichen oder Elemente)
- sieben freie Künste: Trivium: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Quadrivium: Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie
- vier Weltenherrscher (Nimrod, Cyros, Alexander, Augustus)
- vier Weltalter
- vier Erdteile (ohne Australien)
- fünf Sinne
- sieben Tugenden (zwölf nach Thomas von Aquin): vier Kardinaltugenden (nach Platon): Weisheit, Besonnenheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit,
drei christliche Tugenden (seit dem Mittelalter): Liebe, Glaube, Hoffnung - sieben Todsünden (Laster, wurden oft den Tugenden gegenübergestellt; selten in der Gartenkunst)
- der Garten als Paradies: Benutzt wurden dafür Bilder aus der antiken Mythologie.
- der Garten als Ort der Muße und des Vergnügens: Besonders in der zweiten Hälfte des 18. Jh. Übertragung der Themen der „Fète galante“ von der Malerei auf die Skulptur.
Alle diese Darstellungen besaßen ihre eigenen Symbole und konnten je nach den Absichten der Fürsten zu einer eigenen Aussage zusammengestellt werden, in der Regel zu einer ihn verherrlichenden. Ohne eine Kenntnis dieser Sprache kann man diese Gärten heute nur noch oberflächlich verstehen. Eine zusätzliche Erschwernis ist, dass die alten Programme heute nicht mehr vollständig sind, bzw. dass Skulpturenprogramme inzwischen nach anderen Gesichtspunkten umgestellt und ergänzt wurden. Den Höhepunkt eines solchen Skulpturenprogramms bildete wahrscheinlich Versailles, das auch Themen aus der Literatur und der Geschichte eingebaut hatte.
Im Rokoko wurden gerne vergnügliche Szenen gezeigt, groteske Figuren, Komödianten, Musikanten, Figuren der „Fète galante“, Schäfer und Schäferinnen, Putten. Veitshöchheim ist dafür ein gutes Beispiel. Im 18. Jh. reduzierte man dann die bisherige Figurenfülle. Naturnahe Themen wurden modern, Naturgötter, Pan, die Nymphen und die Jagdgöttin Diana. Während des Klassizismus (ausgehende 18. Jh.) beschränkten sich die Skulpturenprogramme auf das Wecken von Gefühlen und Erinnerungen. Es wurden Büsten von Dichtern und Denkern aufgestellt, Verkörperungen der Tugenden und literarische Programme oft in Verbindung mit klassizistisch-antiken Programmen.
Den meisten historischen Gärten fehlt heute ihr früherer Figurenschmuck. Er gliederte die Gärten, gab den Räumen bestimmte Inhalte und setzte sie zu einander in Beziehung. Die Skulpturen verstärkten die senkrechten Linien in ihnen und zählten zu den wichtigsten Statussymbolen. Daneben erfreuten sie die Betrachter.
Durch ihre Zusammenstellung konnten sie für den Wissenden eine gewünschte Aussage über den Besitzer machen. Dazu gehörte in der Regel ein Leitthema, in Versailles z.B. Apoll als Sonnengott (symbolisch für Ludwig XIV.). Diesem Vorbild folgten viele andere Gärten.
In Deutschland war oft Herkules die Leitfigur (z.B. im Zwinger, auf der Wilhelmshöhe und in Weikersheim).In der Regel legten die Herrscher die ikonographischen Programme ihrer Gärten selber fest. Die Künstler machten dann dazu ihre Entwürfe und führten sie bei Gefallen aus. Auf die Bildprogramme selber hatten sie nur sehr selten einen Einfluss. Oft fehlte ihnen dafür das notwendige theoretische Wissen. Während im Barock die Motive immer wiederkehrten und nach einer strengen Symbolsprache ausgeführt wurden, lockerten sich im Rokoko die Regeln und die Bedeutungsträger wurden zunehmend persönlich beeinflusst. Schwetzingen ist dafür ein gutes Beispiel. Der ganze Garten ist als ein Eintritt in eine Welt der Kunst und der Wissenschaften zu verstehen, in eine Welt der Musik und des Theaters.Gartenskulpturen waren seit der Antike ein wesentliches Gartenelement. Die bedeutendsten waren:
- Statuen und Figurengruppen
- Hermen (Pfeiler mit einem Kopf) und Büsten
- plastischer Zierrat (Kugeln, Obelisken)
- skulptierte Vasen
- Bänke.
Gearbeitet wurden sie aus den verschiedensten Materialien: Bronze (witterungsbeständig), Stein (Sandstein, Marmor), Holz und Terrakotta. Mit der Erfindung des Zinkgusses im 19. Jh. wurde eine preiswerte, serielle Produktion möglich.
In der Regel waren die Skulpturen früher weiß gestrichen. Dies steigerte ihre Wirkung und schützte sie vor der Witterung. Besondere Attribute, Hinweise wurden zusätzlich vergoldet. Seit dem 19. Jh. wurde es dann Mode, die Figuren ohne einen Anstrich aufzustellen. Damit verloren sie ihr ursprüngliches Aussehen und ihren Schutz.
Eine besondere Rolle im Bereich der Gartenskulpturen nahmen ein:
- Grotten: Ursprünglich Nachbildungen von Höhlen. In Italien waren sie im Sommer beliebte, kühle Aufenthaltsräume. Für ihre Ausgestaltung benutzte man Tuffstein, Muscheln, Mineralien und bevölkerte sie mit allerlei Figuren (in der Grotte des Boboligartens standen z.B. ursprünglich die „Sklaven“ von Michelangelo). Beliebt waren in ihnen mechanische Automaten. Berühmte Grotten befanden sich in Pratolino (bei Florenz), Versailles (Thetis-Grotte), Twickenham, Stourhead, d.h. in fast allen Stilepochen der Gartenkunst.
- Brunnen:Wegen der Bewässerung schon seit der Antike das wichtigste Gartenelement. Auch im Garten des Albertus Magnus stand er in der Mitte des Gartens. In der Renaissance und im Barock war Wasser das wichtigste Gestaltungsmittel (Nymphäen, Kaskaden, Fontänen). Ganze Gärten wurden vom Brunnen ausgehend geschaffen (z.B. von den BildhauernTribolo, Ammanati). Skulpturen dienten ihnen als Schmuck. Ganze mythologische Szenen konnten um die Becken aufgebaut werden.
- Gartenzwerge: Schon in der kaiserlichen Hofmanufaktur in Wien wurden die ersten Gartenzwerge hergestellt (zwischen 1744-50). Danach auch von anderen Herstellern. Nach ihrem Verschwinden aus den Barockgärten kamen sie erneut in den bürgerlichen Gärten auf. Sogar Loudon (um 1850) hat sie für die Gärten empfohlen. Eine besondere Rolle spielten bereits am Anfang des 17. Jhs. die Callotzwerge. Das waren Gartenfiguren, die das Alltags- und Volksleben der Menschen in Zwergengestalt wiedergaben (benannt nach einer Produktionsserie von 1616 von Jacques Callot). Sie wurden zu einem festen Begriff im spätbarocken Figurenprogramm (z.B. Weikersheim 1709).
- Fabrique: Eigentlich Gartengebäude, die aber nicht mehr als Lusthäuser dienten, sondern beim Betrachter Stimmungen wecken sollten (z.B. Ruinen). Ihre Wirkung ging von ihrer äußeren Gestalt aus. Sie übernahmen damit Aufgaben, die früher allein die Skulpturen besaßen.
Weblinks
- Links zu “schloss-schwetzingen.de” und „www.schloesser-und-gaerten.de“
- Weitere Websites
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Siehe auch
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