Kurzer Überblick: Schloss und Schlossgarten Schwetzingen
Das Schloss Schwetzingen ist eine dreiflügelige Schlossanlage in barockem Stil aus dem frühen 18. Jahrhundert. Sie liegt in der nordbadischen Stadt Schwetzingen. Westlich des Schlosses befindet sich eine Gartenanlage von ca. 72 Hektar Größe, die über längere Zeiträume ausgebaut und im 18. Jahrhundert vollendet wurde.
Bereits im 14. Jahrhundert ist eine “Veste” in Schwetzingen bezeugt, die 1427 in den Besitz der Kurfürsten von der Pfalz kam. Die Kurfürsten residierten zunächst in Heidelberg und nutzten Schwetzingen als Jagd- und Lustschloss.
Nach den Zerstörungen der Vorgängerbauten durch den Dreißigjährigen Krieg und den Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde das Schloss im frühen 18. Jahrhundert wiederaufgebaut. Begonnen unter dem Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz wurde das neu errichtete Schloss von seinem Nachfolger Carl Philipp von der Pfalz 1720 zur Jagd- und Sommerresidenz erhoben.
Kurfürst Carl Philipp hatte bereits 1731 seine Residenz von Heidelberg in das neu errichtete Schloss Mannheim verlegt. Von dort siedelte sein Nachfolger Carl Theodor ab 1743 regelmäßig mit seinem gesamten Hofstaat und Hoforchester nach Schwetzingen um, um dort die Sommermonate zu verbringen und seine Regierungsgeschäfte auszuüben.
Das Schloss und der Schlossgarten Schwetzingen als kurfürstliche Neben- und Sommerresidenz wurden sukzessive ausgebaut. Insbesondere der Schlossgarten wurde in der Regierungszeit Carl Theodors erweitert und mit zahlreichen Bauten und Skulpturen versehen.
Architektur, Baugeschichte und Nutzung des Schlosses
Die heutige Dreiflügelanlage mit Wirtschaftsgebäude und Hofkirche wurde 1710-1714 nach den Plänen des Architekten Adam Breunig errichtet. Sie umschließt den Ehrenhof, der sich zum davor liegenden Schlossplatz hin öffnet.
Die von Breunig konzipierte Anlage enthält noch einige Elemente des Vorgängerbaus. Das Treppenhaus mit seiner schmalen Sandsteintreppe stammt aus dem Jahr 1655 und wurde von Personal, Audienzbesuchern und Höflingen benutzt. Ein repräsentatives Treppenhaus wie in den meisten barocken Residenzen fehlt völlig. Ein alter Turm mit seinem Rippengewölbe enthält noch die Reste einer Renaissance-Bemalung und diente als Unterbringung für die Kammerdiener des Kurfürsten.
Die Räume des Schlosses wirken wegen der baulichen Enge und des schlechten Zuschnitts bescheiden. Dennoch orientiert sich die Raumdisposition am Vorbild Versailles. Dabei hatten alle Räume nicht nur eine Verwendung, sondern konnten durch Umräumen mehrere Funktionen erfüllen. So konnte ein Raum je nach Möblierung Vorzimmer, Spielzimmer oder Audienzzimmer sein. Für die Zeit typisch ist das Arrangement aus mehreren Vorzimmern, bevor man zum privaten Bereich, dem Schlafzimmer und Kabinett des Fürsten gelangte.
Das Schloss war gleichermaßen Residenz wie privates Refugium der kurfürstlichen Familie. Es diente Herrschaftsaufgaben, gesellschaftlichen Anlässen, kulturellen und religiösen Aufgaben, aber auch den persönlichen Bedürfnissen und privaten Interessen des Kurfürsten. All diese Funktionen spiegeln sich in den Räumen und ihrer Ausstattung wider.
Die weiteren Bauphasen: das Schloss und angrenzende Gebäude
Bereits 1715 ließ Kurfürst Johann Wilhelm einen nur ein Zimmer tiefen Anbau mit zwei Eckpavillons und eigenem Dach am westlichen Gartenflügel errichten.
Unter seinen Nachfolgern Carl Philipp und Carl Theodor entwickelte sich dann ein umfassendes Bauprogramm, das der gestiegenen Bedeutung Schwetzingens Rechnung trug und das heutige Bild der Anlage prägt: Carl Philipp ließ 1718 einen Lustgarten mit einer Orangerie und einem Wasserhebewerk anlegen. Carl Theodor plante in seinen ersten Regierungsjahren sogar einen Neubau des Schlosses, gab diese Pläne jedoch aufgrund des Baus von Schloss Benrath auf.
In den Folgejahren wurde das nördliche Zirkelgebäude (1748) als Orangerie errichtet. Unter dem inzwischen zum Hofarchitekten und Baumeister ernannten Nicolas de Pigage erfolgte 1752 der Bau des südlichen Zirkelgebäudes. Dieses enthielt einen Speise- und Spielsaal, der mit einer Stuckdecke des Italieners Giuseppe Antonio Albuccio ausgestattet wurde.
Im Schloss selbst entstanden 1760-1770 die Kabinette für den Kurfürsten und die Kurfürstin. Von 1761-1764 wurde parallel zum südlichen Ehrenhofflügel des Schlosses ein Küchentrakt errichtet.
Der Schlossgarten und seine Ausstattung
Schon 1718 hatte Kurfürst Carl Philipp westlich des Schlosses einen Lustgarten anlegen lassen. Insbesondere unter Carl Theodor wurde dieser Schlossgarten erweitert und in das umfangreiche Bauprogramm einbezogen.
Dazu gehören der Apollotempel und das Naturtheater (1762-1775), der Bau des Minervatempels in der südlichen Angloise (1767-1773) sowie der Bau und die Einrichtung eines Badhauses (1768-1772) und Badhausgartens unter der Leitung de Pigages. Für die Versorgung der Brunnen wurden ein Oberes und Unteres Wasserwerk (1771/1774) errichtet, dem botanischen Interesse diente das neu angelegte Arborium Theodoricum (1777-1778).
Auch nach der Übersiedlung von Carl Theodor nach München (1778) wurde der Schwetzinger Schlossgarten weiter ausgebaut. Ein Tempel der Botanik und ein Römisches Wasserkastell (1778-1780) schmücken das neue Arborium, ein Türkischer Garten und eine Moschee (1779-1792) entstehen in einem anderen Teil des Gartens. Gegenüber der türkischen Moschee wird ein Merkurtempel (1787-1792) schon als Ruine errichtet.
Die Bauten und Skulpturen dokumentieren das Interesse des Kurfürsten an der römischen Mythologie und der Kunst, aber auch an der Natur und ihrer Beherrschung durch Naturwissenschaften und moderne Technik. Daneben greifen sie die zeittypische Faszination des Fremden auf, spiegeln die Neugier auf alles Neue und sind zugleich der Tradition verpflichtet.
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen: Überblick / Impressionen und Informationen
Beschreibung von Schloss und Schlossgarten
Eine geschichtlicher und beschreibender Abriss zum Schloss und zum Schlossgarten (Autor: Pius Bieri / sueddeutscher-barock.ch)
Beschreibung von Barock- und Landschaftsgärten
Eine allgemeine Beschreibung von formalen bzw. barocken Gärten und Landschaftsgärten (Autor: Bert Beitmann / gartenkunst-beitmann.de)
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen: Baugruppen, Bauten, Gartenelemente
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen: Historische Pläne und Bilder / Alle Bilder & Suche nach Bildern
Weblinks
- Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
- Wikipedia / schwetzingen.de / visit-schwetzingen.de
- Schloss Schwetzingen, Schlosstheater Schwetzingen, Orangerie (Schwetzingen), Moschee im Schwetzinger Schlossgarten, Liste der barocken Skulpturen und Brunnen im Schlossgarten Schwetzingen, Flusssystem des Leimbachs im Schlossgarten Schwetzingen
- Schwetzinger SWR Festspiele
- Schloss Mannheim, Heidelberger Schloss, Hortus Palatinus
- Stadt Schwetzingen (Wikipedia), Stadt Schwetzingen (schwetzingen.de), Schwetzingen (visit-schwetzingen.de)
- Gartenkunst, Geschichte der Gartenkunst, Renaissancegarten, Barockgarten, Englischer Landschaftsgarten
- Kurfürst, Kurfürstentum Kurpfalz, Kurfürstentum Bayern, Kurfürstentum Baden, Großherzog, Großherzogtum Baden
- Renaissance, Barock, Rokoko, Empire
- Weitere Websites
Weblinks zur Website “schloss-schwetzingen.de”
- Zum Schloss und Schlossgarten:
- Zum Schloss:
- Das Schloss – Malerische Sommerresidenz
- Die Gebäude – Wohnen im Schloss – Feiern in den Zirkelgebäuden
- Das Appartement des Kurfürsten Carl Theodor – Bescheidene Wohnräume auf dem Lande
- Das Appartement der Kurfürstin Elisabeth Augusta – Exquisite Räume für eine unglückliche Fürstin
- Das Appartement der Luise Karoline von Hochberg – im Stil der Zeit
- Die Degagements – Alltagsleben im Schloss
- Die Schlosskapelle – Gotteslob und Hochzeitsmarsch
- Schlosstheater im nördlichen Zirkelbau – Ländliches Theatervergnügen
- Der südliche Zirkelbau – Prächtige Festsäle für höfische Vergnügungen
- Zum Garten:
- Der Garten – Meisterwerk europäischer Gartenkunst
- Die Anlage – Vollkommene Verbindung unterschiedlicher Gartenstile
- Das Badhaus – Fürstlicher Rückzugsort
- Das römische Wasserkastell – Vergänglichkeit im Schlossgarten Schwetzingen
- Der englische Landschaftsgarten – Bezaubernde Landschaftsbilder
- Die Gartenmoschee – Ein Sinnbild für Toleranz
- Der Merkurtempel – Ruinenbau im Schwetzinger Schlossgarten
- Das Naturtheater mit Apollotempel – Hain der Götter und der Musen
- Der Schwetzinger Obstgarten – Vom Nutzgarten zum Besuchermagnet
- Das Parterre mit Arionbrunnen – Herzstück des Schwetzinger Schlossgartens
- Das Skulpturenprogramm – Götter und Sterbliche ganz in weiß
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- Der Gartenpavillon – Ein nobler Platz zum Studieren
- Die Hofdamengalerie – Faszinierender Blick auf die höfische Gesellschaft
- Kurfürstliche Leibstühle – Ohne fliessend Wasser
- Die Maschinerie der Wasserräder – Beeindruckende Wasserversorgung aus dem 18. Jahrhundert
- Oasen der Ruhe – Zum Entspannen und Verschnaufen
- Porzellanfiguren – Spiel mit der Erotik
- Die Skulptur des Pan – Flöte spielender Hirtengott
- Tapeten aus Frankreich – die Schweiz in Schwetzingen
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- Die Anzucht des Sommerflors – Schlossgärtner haben keine Winterpause
- Das Ende der Monarchie – Bürger übernehmen das Schloss
- Der Kurfürst und Voltaire – Philosophische Korrespondenz
- Der Merkurtempel im Schlossgarten – zur Sanierung eines bedeutenden Bauwerks
- Eisherstellung im Schloss – kühles für die Kurfürsten
- Exotische Früchte – Vom Garten auf die Tafel
- Der Reiz des Exotischen – Sommerresidenz von Kurfürst Carl Theodor
- Figuren für die Fürstentafel – Dekorativ, kunstvoll und erzählerisch
- Herbarium des Sommerflors – Für alle Blumenfreunde
- Lebensmittel, Gewürze und Nutzpflanzen – Außergewöhnlich und gewinnbringend
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- Die Umgestaltung des Ehrenhofs – Annäherung an den historischen Gestaltungszustand
- Die Bauetappen – Die Umgestaltung des Ehrenhofs
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- Die Schwetzinger Uhren – Hier tickt etwas nicht richtig
- Mannheimer Schätze in Schwetzingen – Naturalien in den Gartenbauten
- Mozart in Schwetzingen – Ein musikalisches Genie begeistert den Hof
- Raub im Schlossgarten – Dreiste Räuber
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