Schloss und Schlossgarten Schwetzingen - Muskauer Park: Blick in den blauen Blumengarten - Tafel 31 des Buchs "Hermann von Pückler-Muskau: Andeutungen über Landschaftsgärtnerei - Verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau - 1834" (Bildnachweis: https://doi.org/10.11588/diglit.1669, gemeinfrei)
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen - Plan de Versailles, du petit parc, et de ses dependances où sont marqués les emplacemens de chaque maison de cette ville, les plans du Château, et des hôtels, et les distributions des jardins et bosquets - 1746 (Geograph: Jean Delagrive (1689-1757); Bildnachweis: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Plan_de_Versailles_-_Gesamtplan_von_Delagrife_1746.jpg - Gemeinfrei)
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen - Wehr - Tafel 8 des Buchs "Hermann von Pückler-Muskau: Andeutungen über Landschaftsgärtnerei - Verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau - 1834" (Bildnachweis: https://doi.org/10.11588/diglit.1669, gemeinfrei)

Präambel

Die folgenden Artikel sind – mit freundlicher Genehmigung des Autors – entnommen aus dem (online) Band

Alle Bände unter: gartenkunst-beitmann.de

Hinweis: eine Beschreibung speziell zu Schwetzingen finden Sie unter: Beschreibung von Schloss und Garten, verfasst von Pius Bieri.

Allgemeine Beschreibung von Barock- und Landschaftsgärten

Überblick: Gestaltungsformen in der Gartenkunst

In der Gartenkunst gibt es zwei gegensätzliche Gestaltungsformen. Verschiedene ihrer Namen werden in der Literatur oft gleichbedeutend, manchmal aber auch nur auf einen bestimmten Bereich bezogen, verwendet:

  • formale Garten:
    • gleichbedeutend: architektonische, geometrische, regelmäßige, symmetrische,
    • auf einen bestimmten Bereich bezogen: Renaissance-, Barock-, Rokoko-, italiensche Garten, französische Garten.
  • Landschaftsgarten:
    • natürliche Garten, unregelmäßige Garten, englische Garten (Begriff so auch auf den Reformgarten bezogen),
    • auf einen bestimmten Bereich bezogen: In der Regel nur in Verbindung mit einem Eigenschaftswort: frühe, klassische, reife, harmonische, späte, verfeinerte, zivilisierte, gärtnerische Landschaftsgarten. Aber auch sentimentaler, viktorianische Garten.

Merkmale eines formalen Gartens

Dies war der Gartentyp, den es seit der Antike gegen hat. Gegen die „wilde“ Natur wurde das Prinzip der Ordnung gesetzt. Und die Ordnung wurde, auf die Fläche übertragen, mit der Geometrie gleichgesetzt. Bis gegen Ende des 17. Jh. glaube man an den Gedanken von Aristoteles, dass man die negativen Erschienungen in der Natur durch Korrekturen berichtigen könne, d.h. mit Hilfe von geraden Linien und geometrischen Figuren und Körpern. Während der Zeit des Humanismus kam dieser Gartentyp in der harmonischen Vereinigung aller Teile zu einem Ganzen dem klassischen Harmonieideal am weitesten entgegen und in der Zeit des Absolutismus den rationalistischen Vorstellungen, dass die Vernunft sich alle Teile des Kosmos unterwerfen könne. Im vergangenen Jahrhundert entsprach er dann am ehesten den funktionalen Vorstellungen seiner Umwelt.

Von Anfang an war der Garten ein umfriedeter Raum gewesen, der zeitabhängig den verschiedensten Funktionen diente. Im antiken Rom kam er der dortigen Peristylarchitektur am weitesten entgegen. Geometrische Formen bestimmten alle Gestaltungselemente. In seiner Hochform bildeten dann Schloss und Garten eine architektonische Einheit. In Versailles symbolisierte die zentrale Mittelachse optisch die Verbindung des Königs mit seinem Land, seine Herrschaft auch über die Natur. Alle Künste dienten seiner Verherrlichung. Der Garten war seine Bühne, seine Herrschaft Teil einer göttlichen Ordnung. Durch das Flankieren der Mittelachse durch Baumgruppen sollte der Blick in die Ferne gelenkt werden. Die seitlichen Bosketts unterstützten die Perspektive, waren der Hintergrund für Brunnen und Statuen und enthielten als Überraschung kleine Gärten. Die ganze Anlage war einem aufgerollten Teppich vergleichbar. Für die englischen Philosophen und Literaten des 18. Jh. war er der Sündenfall (eigentlich der kleinräumige holländische, da man den großräumigen französischen kaum kannte).

Merkmale des Landschaftsgarten

Ende des 17. Jh. kam es zu einem Wertewandel gegenüber der Natur. Die bisherige Künstlichkeit musste eine Gegenbewegung zum Natürlichen hervorbringen. Ein neues Naturgefühl mit einer neuen Naturästhetik entstand. Dem absolutistischen Denken (als dessen Ausdruck der formale Garten galt) wurde ein liberales entgegengesetzt, das sich an Natürlichkeit und Erhabenheit orientierte. Gerade Linien und geometrische Formen wurden abgelehnt. Die ursprüngliche Natur galt als das Vollkommene und der Mensch selber als das Böse. Er sollte sich nach ihrem Vorbild orientieren. Der Garten war nach ihren schönsten Vorbildern zu vervollkommnen.

Zunächst orientierte sich der Landschaftsgarten an den regeln der Landschaftsmaler (Vorder-, Mittel- und Hintergrund). Er übernahm deren zweidimensionale Forderungen auf seinen dreidimensionalen Raum. In einer zweiten Gruppe sollten Gefühle und Stimmungen geweckt werden. Man versuchte dies besonders mit Hilfe von Statuen und Staffagebauten zu erreichen. Und in einer dritten sollten Eindrücke vermittelt werden. Ausgehend von dem Geist eines Ortes (Genius loci) versuchte man den Garten mit Hilfe einer „undulierenden Schönheitslinie“ gestalterisch zu erfassen. Seine wichtigsten Elemente waren:

  • das „Aha“ (Haha): Eine abgesenkte Gartenbegrenzung, die optisch die Rasenflächen des Gartens mit denen des Parks, bzw. Umlandes vereinten.
  • der „belt-walk“: Der äußere Rundweg, der die verschiedensten Bilder und Szenen erschloss.
  • weite Rasenflächen (pleasuregrounds) mit Gehölzgruppen (clumps),
  • Gewässer mit natürlichen Uferkonturen.

Am Ende seiner Entwicklung entsprach dieser Garten einem großen Spiel mit Proportionen und Gliederungen, ganz auf Harmonie ausgerichtet. Seine Bilder waren nuancierte, unterbrochene und begrenzte Sichten, gesteigert zu einem Höhepunkt und dann sich weiter einem neuen Bild zuwendend. Es gab Landschaftsgärten die literarisch durchwandert werden mussten, mit Gefühlsverbindungen (Sie hatten in der Regel Skulpturen und Staffagebauten) und andere, die mit ihren Harmonien einen musikalischen Zugang erforderten (z.B. die Gärten von Brown). Sie waren Symphonien aus Hügeln, Rasenflächen, Gewässern und Gehölzen. Symphonien, die den Besucher von Höhepunkt zu Höhepunkt führten, ihn in der Natur sein ließen, sie ihm aber nie in einem bestimmten Sinne ausdeuteten.

Epoche: Der französische Barockgarten

Der Barock (ca. 1600-1725) war die Kunstepoche der Gegenreformation. Der Absolutismus erreichte in ihm seinen Höhepunkt. Seinen Ausgang nahm er in Italien (hauptsächlich in Rom). Er verwandelte die statische Harmonie der Renaissance in eine dynamische. Er ist ein dramatischer, theatralischer, auf Außenwirkung zielender Stil, der für prächtige Inszenierungen besonders geeignet war. Wichtig für ihn war eine bewegte Spannung (durch die Konfrontation von Gegensätzen), der Überschwang und der Kampf. Es ist der Barock, in dem zum ersten Mal die Forderung erhoben wird, die Gartenkunst als eine den anderen Kunstdisziplinen gleichwertige Gattung anzuerkennen (Oliver de Serres, Lafontaine).

Im Mittelpunkt des Gesamtkunstwerkes stand das Schloss. Wesentlich für dieses war sein optischer Anblick, d.h. seine bewegten Formen, Durchblicke und Perspektiven. Hier war auch eine der Ursachen für die Bedeutung seiner Gärten. Was wäre ein Barockschloss ohne sein schmückendes Umfeld, ohne seine in die Landschaft führenden Sichtachsen. Während das Schloss den Monarchen in seiner absolutistischen Macht selber repräsentierte, bewegte sich in seinem Garten sein von ihm unterhaltener (und kontrollierter) Hofstaat.

Die gemeinsamen Stilmerkmale aller damaliger Künste waren:

  • die Betonung von Bewegungen (durch gebogene Wände, Figuren, Wasser)
  • die Vereinigung von Architektur, Skulptur und Malerei zu einem Gesamtkunstwerk
  • der Einsatz von Licht und Schatten
  • der Sinn für bühnenhafte Wirkungen
  • der Drang ins Unbegrenzte (Wege führten bis zum Horizont, optisch sich öffnende Decken, Einsatz von Spiegeln)

Durch das Gefühl des Ausgeliefertseins an höhere Mächte bestand ein starkes Empfinden für die Vergänglichkeit des irdischen Lebens. Andererseits war diese Zeit gekennzeichnet von einer verschwenderischen Pracht an den Höfen. Beliebt waren musikbegleitete Feste, Maskeraden, Umzüge, Theater und Opern mit Ballett. Ein Zeremonienmeister bestimmte ihren Ablauf. Bei den Banketten wurde kostbarstes Geschirr verwendet. Kaffee, Tee und Schokolade kamen als Genussmittel auf. Den Rahmen für alles bildete ein alle Künste umfassendes Gesamtkunstwerk.

Im Barock wurde immer die Bewegung, das Nichtstatische gesucht. Alle Tätigkeiten waren immer Inszenierungen zur Verherrlichung Gottes oder eines Herrschers. Die weniger bedeutsamen Arbeiten zielten besonders auf den Effekt und weniger auf die Harmonie der verschiedenen Gestaltungselemente.

Die wichtigste Kunstdisziplin des Barocks war die Architektur. Sie stand im Mittelpunkt des Gesamtkunstwerkes. Die an ihm arbeitenden führenden Künstler waren bis dahin oft noch in mehreren Kunstdisziplinen tätig. Die Außenanlagen wurden fast immer vom verantwortlichen Baumeister mitgestaltet. Nun setzte eine Spezialisierung für die Bereiche Bauwerk, Innenausbau und Außenraumgestaltung ein.

In Vaux-le-Vicomte erreichte diese Entwicklung ihren ersten Höhepunkt mit dem Architekten Le Vau, dem Maler und Innenausstatter Le Brun und dem Gartenkünstler Le Nôtre. Alle drei wurden später von Ludwig XIV. in Versailles übernommen und damit für die europäische Kunst der damaligen Zeit beispielgebend. Mit dem französischen Barockgarten erreichte die europäische Gartenkunst ihren zweiten Höhepunkt und mit Le Nôtre ihre erste überragende Künstlerpersönlichkeit.

Der französische Garten verdrängte den italienischen der Renaissancezeit.

  • Er war großzügiger.
  • Er besaß: lange Wege, einen symmetrischen, rechteckigen Aufbau und Wasserbecken.
  • Er bezog die vier Elemente mit ein (Aristoteles: Feuer, Luft, Wasser, Erde).
  • Fontänen und Skulpturen sollten die Wirkung des Parks im Sinne eines Gesamtkunstwerks bereichern.

Hauptmerkmale des französischen Barockgartens

  • Seine Hauptaufgaben:
    • Repräsentation durch Prachtentfaltung
    • disziplinierte Überschaubarkeit
    • Abwechslung (Varieté), d.h. ständig neue Unterhaltungsanregungen.
  • Seine Stilschwerpunkte:
    • Proportionen: Die Höhe der Bäume und Hecken war z.B. auf die Breite und Länge der Wege abzustimmen.
    • Symmetrie: Die Beete des Parterres erschienen z.B. in einer symmetrischen Ordnung.
    • Abwechslung (Varieté).
  • Bevorzugung eines leicht geneigten oder flachen Geländes (Gemäß den vorhandenen landschaftlichen Gegebenheiten. In Italien wurden steil abfallende Gelände bevorzugt, deren Bebauung zur Verwendung von vielen Bauelementen zwang: hohe Terrassen, viele Treppen, Skulpturen).
  • Im Zentrum des Gesamtkunstwerkes stand das Schloss. Es war der geistige und bauliche Mittelpunkt auf den sich alle anderen Künste hin orientierten.
  • Verlagerung des Gestaltungsschwerpunktes von der baulichen Architektur zur Pflanze (Wasser, Brunnen und Skulpturen mussten sich ihr unterordnen).
  • Für den Garten galten folgende Grundsätze:
    • Die Kunst (das vom Menschen Gemachte) sollte sich der Natur unterordnen (im Sinne eines Einordnens).
    • Der Garten sollte nicht zu stark beschattet sein.
    • Er sollte nicht zu offen angelegt sein.
    • Er sollte größer erscheinen, als er tatsächlich war.
  • Seine Hauptbestandteile waren:
    • Petit Parc: Dieser setzte sich zusammen aus Parterre (vorderer Schmuckteil) und Boskett (umliegender Unterhaltungsbereich)
    • Grand Parc: Er bestand aus einem von Alleen durchschnittenen Waldgebiet, das zur Jagd genutzt wurde (oft kurz nur „Park“ genannt).
  • Das Parterre (par terre = am Boden) war der übersichtliche Repräsentationsgarten vor dem Schloss. Dazu bestimmt, dass man sich hier in seinen prächtigsten Kostümen zeigte (man muss sie sich heute dazudenken, um diesem Gartenstil gerecht werden zu können) und Schauplatz der königlichen Feste. Von seiner Pracht hing weitgehend die Bedeutung eines Gartens ab. Um es voll genießen zu können, sollte es von oben betrachtet werden (von erhöhten Rundwegen, der Schlossgalerie).
  • Das Parterre bestand aus einem inneren Feld von Schmuckbeeten. Sein Zierwert wurde erreicht durch das fantasievolle Arrangement seiner gepflanzten Formen, farbigen Materialien und seines Rasens. Der äußere Rahmen bestand aus Blumen und Rasen, in denen evtl. Gehölze und Skulpturen standen.
  • Man unterschied eine Fülle von Parterremuster:
    • nach ihrer Funktion (z.B. parterre d’orangerie),
    • nach ihren Hauptelementen (z.B. parterre d’eau, p. flauriste, p. de gazon),
    • nach ihrer Gliederung, ihren Ornamenten und ihrer Ausstattung (z.B. parterre en broderie, p. de compartiment, p. de pieces coupees),
    • nach ihrer Herkunft (z.B. parterre à l’Angloise, boulingrain).
  • Die wichtigsten Formen waren:
    • Parterre en broderie: Es bestand aus Buchsbaumarabesken (ähnlich einer Spitzenstickerei). Die Felder zwischen den Kleinhecken wurden mit farbigen Kiesen oder Mineralien bedeckt. Zu seiner Errichtung gab es verschiedene Musterbücher. Es galt als das schönste.
    • Parterre de compartiment: Es bestand aus zwei symmetrischen, spiegelgleichen Hälften. Ähnlich dem Parterre en broderie, doch mit einem buntem Blumenrandstreifen.
    • Parterre de pièces coupées: Ein Blumenparterre. Die Musterflächen in den Beeten waren aufgewölbt, breiter und einfacher als die der Broderiearabesken und mit Blumen bepflanzt.
    • Parterre à l’Angloise: Durch Gehwege getrennte Rasenflächen.
  • Aus den Grundmustern entwickelten sich viele lokale Varianten.
  • Die Bosketts (Wäldchen) entwickelten sich aus der schattigen Rahmenpflanzung der italienischen „Giardini secreti“. Sie
    • bildeten den (Kontrast-) Rahmen zum Parterre,
    • verstärkten die Perspektiven des Gartens,
    • boten umfangreiche Abwechslungsmöglichkeiten: Es gab eine Vielzahl von Unterhaltungsangeboten der verschiedensten Art: Schaukeln, Kugelspiele, Labyrinthe, Wasserkünste u.ä.. Damit wurde es zum Hauptträger des gesellschaftlichen Lebens außerhalb des Schlosses.
    • erlaubten eine (beschränkte) Intimität,
    • boten Schatten im Gegensatz zum offenen Parterre.
  • Anders als das Parterre, dessen Aussehen relativ beständig war, gab es hier ständig Neuerungen. Seine verschiedenen Arten unterschieden sich nach der Höhe der Bepflanzungen, der Art der Bearbeitung deren Seiten und der Gestaltung ihrer Innenräume.
  • Der „grand parc“ als Jagdpark entwickelte sich aus dem italienischen „selvatico“. Im Barock erfuhr er seine feste Zuordnung zum Schloss. Seine Alleen und Sichtschneisen hatten die Aufgabe, sich besser orientieren zu können. Bei den Wegsystemen unterschied man:
    • Sterne (étoile): Mehrere Wege führten zu einem runden Platz.
    • x-förmige Andreaskreuz (croix de S André),
    • Gänsefuss (patte d’oie) : Von einem Punkt führten drei Wege.
  • Innerhalb der Gesamtanlage von Versailles entstanden auch einige Einzellösungen, die für die europäische Gartenkunst bedeutsam wurden:
    • Orangerie: Sie diente zum Unterstellen der Orangenbäume im Winter. Später durfte sie in keinem Barockgarten fehlen und wurde dann auch oft als Festsaal genutzt.
    • Menagerie (im grand parc): Sie wurde oft nachgebaut. Im Grundriss entsprach sie einem Rad. Das Haupttierhaus lag in der Mitte, während die Speicherfelder die Gehege bildeten.
    • Eremitagen: Ludwig XIV. baute an einem Ende des Querkanals an der Stelle eines früheren Dorfes „Trianon“ ein Teehaus „à la chinoise“ mit zwei Nebengebäuden an der Seite. Berichte französischer Missionare hatten zu einer exotischen, an China orientierten Ausschmückung angeregt. Zunächst als „Trianon de Porcelaine“ wurde der Erstbau später durch ein Trianon in Marmor ersetzt.
      • Von diesem Trianon ging durch ganz Europa die Chinamode aus.
      • Gleichzeitig war es der Beginn des Baus besonderer „Eremitagen“, die es erlaubten, sich vom offiziellen Hofzeremoniell zurückziehen zu können.
      • Baulich stammte von hier das oft nachgebaute Motiv, neben einem Hauptgebäude mehrere begleitende Kavaliershäuser zu errichten.
      • Der dazu gehörende Garten war, – anders als der Schlossgarten-, voller farbiger und duftender Blumen.
  • Später wurde der Ausdruck „Trianon“ gleichbedeutend mit einem Sommer-Haus, in das man sich zurückziehen konnte.
  • Die Ausschmückung nahm mit einer bewussten Abstufung vom Schloß aus ab:
    • Schlossbereich: Prächtigster Teil der Anlage, Broderien, Wasserspiegel, eine Fülle wertvoller Statuen, Steinvasen und Brunnen.
    • mittlerer Gartenbereich: Gartenelemente mittlerer Pracht, Bosketts mit geschnittenen Baumreihen und Hecken, geringere Ausstattung mit Statuen.
    • Außenbereich: einfache Gartenelemente, Rasenflächen („tapis vert“), Kanäle, hohe Baumbosketts.

Das Grundprogramm des französischen Barockgartens wurde nach einem langen Entwicklungsprozess bereits in Vaux-le-Vicomte festgelegt. Seine historische Bedeutung erlangte es durch Versailles in seiner Stellung als Symbol des französischen Staates. Alles im Umland wurde durch Alleen auf diese Residenz ausgerichtet. Hier erfuhr die Repräsentation des Staates, verkörpert durch den König, ihren Höhepunkt. Den Stellenwert des Gartens kann man vielleicht daran ermessen, dass seine Anlage bereits vor dem Bau des späteren Schlosses angeordnet wurde und dass der König später persönlich einen Führer durch seinen Park herausgegeben hat.

Fast alle Teile des französischen Gartens hat man schon vorher gekannt. Aber erst durch Le Nôtre wurden sie nach festen Regeln zu einem grandiosen Gesamtkunstwerk vereinigt. Mit Hilfe seines Gefühls für Proportionen bei großen Dimensionen hat er bereits vorhandene Gestaltungsansätze bis an die Grenzen ihrer Entwicklungsmöglichkeit geführt. Nach ihm wurde der französische Barockgarten für eine ganze europäische Gartenepoche beispielhaft.

Epoche: Gärten im Rokoko

Das Rokoko war eine Reaktion auf den starren Repräsentationsstil Ludwig XIV. Man sehnte sich nach mehr Privatem, Bequemen und weniger Etikettebestimmten. Es folgte ein radikales Umdenken. Statt Pomp war Komfort gefragt, statt steifer Repräsentation Leichtigkeit. Damit die Gebäude bequem wurden, veränderte man deren Grundrisse und legte besonderen Wert auf die Inneneinrichtungen. Alle Details vereinigte man zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk.

Die gesamte Entwicklung tendierte zum Kleinräumigen, Intimen. Wichtig wurden Gebäude und Räume, die möglichst wenig von der Hofetikette bestimmt waren: Jagdschlösser, Eremitagen und Gartenpavillons (Amalienburg, Sanssouci). Mit Hilfe des Stucks (Mischung aus Gips, Kalk und Sand) wurden die Innenräume durch das Rocaille zu beschwingten Raumeinheiten. Von seinen Ursprüngen her kam dieses ursprünglich aus dem Grottenbau des 17. Jhs. und assoziierte bewegtes Wasser, Wellenkämme und Gischt. Der weiße Malgrund der Wände (Vorbote des Klassizismus), die zarten Pastellfarben und der Einsatz von Spiegeln halfen zusätzlich bei der Auflösung der Wände.

Bedeutsam für die Gartengestaltung wurde die Schrift des englischen Malers William Hogarth „Analysis of Beauty“, in der er die S-förmig geschwungene Wellenlinie zur „Linie der Schönheit“ erhob. Sie wurde zu einem wesentlichen Stilmittel des Landschaftsgartens. Der wichtigste Gartenkünstler dieser Zeit in Deutschland war Johann Prokop Mayer (Residenz Würzburg, evtl. Ostdreieck in Veitshöchheim). Obwohl er die neuen Gärten „im Geschmack der Natur“ von seinem langen Englandaufenthalt her kannte, lehnte er diesen Stil für die Würzburger Gärten ab.

Bedeutende Rokokogärten in Deutschland sind:

  • Rheinsberg,
  • Weikersheim,
  • Sanssouci (Potsdam),
  • Residenz Würzburg,
  • Eremitage (Bayreuth),
  • Veitshöchheim,
  • Sanspareil (Bayreuth),
  • Schwetzingen,
  • Schloss Seehof (bei Bamberg),
  • Benrath (Übergang zum Klassizismus).

Alte Barockformen wurden nur verändert. Statt einer Orientierung nach außen, richtete man sich jetzt nach innen.

  • Das Schloss stand oft nur noch räumlich an einer zentralen Stelle, geistig hatte es seine bisherige Bedeutung verloren. Die noch neben einer Achse liegenden Gartenteile führten ein Eigenleben. Gelegentlich stand sogar das Schloss selbst in einer Randposition (Sanssouci, Veitshöchheim).
  • Man konnte den Garten von einem Standort nicht mehr vollständig erfassen (oft auch nicht von mehreren).
  • Das herausragende Merkmal war seine Intimität, seine Kleinräumigkeit. Alle Gartenteile hatten sich nicht mehr einem (absolutistischen) Grundgedanken zu unterwerfen, durch den der Barockgarten seine klassische Klarheit erhielt, sondern verloren sich in viele Einzelthemen.
  • Die verschiedenen heckenumgebenen, intimen Einzelräume (Bosketts) lagen additiv neben einander.
  • Vorliebe für das Unvorhersehbare, Labyrinthische (oft Irrgärten). Die Gesamtanlage erschien oft (gewollt) unübersichtlich. Eine zielgerichtete Bewegung wurde nicht angestrebt. Man schien sich in einem Kreise zu drehen, in seinen Bewegungen an einem Ort zu verbleiben. Der innere räumliche Zusammenhang sollte unüberschaubar sein. Man erreichte dies durch
    • eine allseitige Umschließung der einzelnen Gartenräume,
    • die Andeutung der Ausgänge aus den Gartenräumen,
    • die zusätzliche Überdachung vieler Wege und Plätze durch Baumkronen, Gitterwerk und Dächer.
  • Die starren Formen des Barocks begannen sich aufzulösen. Die Linienführungen sollten bewegt und graziös sein. Dies galt auch für die einzelnen Details (Skulpturen, Wasserspiele, dem Spiel von Licht und Schatten, den Farben) und für die Bewegungen im Raum. Sie sollten „mäandrisch“, unregelmäßig sein, d.h. eine ziellose Willkürlichkeit besitzen (am Anfang als regelmäßige Wellenlinie).
  • Die Wege erzwangen oft eine nicht vorhersehbare Änderung der Laufrichtung (besonders in kleineren Gartenteilen).
  • Verstärktes Herausstellen einiger älterer Motive, besonders von Eremitagen, Chinoiserien und Orangerien. Starke Zunahme von Staffagen. Die Bauten strahlten eine gewisse Leichtigkeit, Sentimentalität (Ruinen) oder Exotik („chinesische“ Bauten) aus. Kaum ein Garten dieser Zeit, der nicht ein „China“-Gebäude besaß. Ursprünglich dienten diese Pavillons hauptsächlich als Lusthäuser, in denen man sich dem starren Reglement der spanisch-französischen Hofordnung entziehen konnte. Sie erlaubten Intimität und Freiheit entsprechend der Fantasie der jeweiligen Herrscher.
  • Die seltenen Öffnungen in die Landschaft dienten weniger einer Öffnung in die Ferne (wie im Barock), sondern als ein Heranholen eines Landschaftsbildes.
  • Ablösung der bisherigen würdevollen Götterdarstellungen. Die Skulpturen drückten jetzt bevorzugt aus: Lebensfreude (Liebesgötter, Komödianten, Tänzer, Putten), Komik (verzerrte Darstellung von Personen der Hofgesellschaft), Exotik Jagdmotive.
  • Oft waren Obstanlagen in die Gärten einbezogen (Herrenhausen, Sanssouci, Weikersheim).
  • Beliebte Gartenelemente waren: Laubengänge, Heckenquartiere, Pavillons, reicher Skulpturenschmuck, intime Wasseranlagen und Kübelpflanzen.

Das Verständnis für das Rokoko setzt eine innere Ansprechbarkeit voraus, ein gewisses „naives“, unbekümmertes Mitgehen. Personen, denen es als zu „leicht“ erscheint, lehnen es oft ab. Während des Klassizismus war dies oft der Fall. Als der Ausdruck „Rokoko“ um 1836 aufkam, hatte er zunächst eine negative Bedeutung und bezog sich hauptsächlich auf das Übertreibende und Frivole in diesem manieristischen Spätstil nach dem Barock.

Epoche: Die Entstehung des Landschaftsgartens in England

Der Wandel vom architektonischen Garten zum Landschaftsgarten erfolgte in England. Die geometrische Gartenkunst hatte in Versailles ihren glanzvollen Höhepunkt und gestalterisch auch ihre Grenzen erreicht. Danach erfolgten nur noch mehr oder weniger gelungene Nachahmungen mit dem Ziel, diese Anlagen auf irgend eine Weise noch zu übertreffen.

Die Voraussetzungen für den Wandel waren in England aus mehreren Gründen besonders günstig:

  • Nationale Haltungen hatten gegenüber der französischen und holländischen Gartenkunst immer eine gewisse Distanz bestehen lassen.
  • Die Gegenreformation hat hier nie Fuß fassen können (und damit weitgehend auch das Barock). Die Gotik hatte man nie ganz vergessen.
  • Die klimatischen Verhältnisse erlaubten nur begrenzt ein Hofleben außerhalb der Gebäude. Der Garten konnte hier keine Bühne für zeremonielle Zurschaustellungen wie in Süd-, West- oder Mitteleuropa werden.
  • Wetterbedingt waren die Menschen mehr auf körperliche Betätigungen eingestellt (z.B. auf Spaziergänge und Spiele).
  • Der Zwang des Hofes zur Sparsamkeit (mit weniger Geld mußten unter der Königin Anna größere Gartenflächen betreut werden). Auf die Teppichbeete wurde als erstes verzichtet.

Schon seit Mitte des 17. Jahrhunderts lehnten die Puritaner (sittenstrenge englische Protestanten) die geschnittenen Gärten ab. Besonders Philosophen und Dichter brachten den Absolutismus mit dem geometrischen Garten als dessen Symbol in Verbindung:

  • 1624 lehnte Francis Bacon in einem Gartenessay dessen geschnittene Hecken und Figuren ab.
  • 1664 beklagte John Milton den Verlust der natürlichen Ideallandschaften.
  • 1665 schrieb John Rea, dass „eine ausgewählte Sammlung lebender Schönheit, seltenen Pflanzen, Blumen und Früchten tatsächlich den Reichtum, den Glanz und die Freude eines Gartens darstellen“.

Die im 17. Jahrhundert in England erkämpften allgemeinen Freiheitsrechte ließen die dortige Gesellschaft auf herrschaftliche Ausdrucksformen besonders empfindlich reagieren. Die freie Natur wurde als ein Ausdruck des Göttlichen, jeder menschliche Eingriff darin als Störung empfunden. Daraus folgerte moralisch, dass man sich für sie einsetzen musste. Die unterdrückte Natur galt als „wahr“ und damit auch als „schön“. Als „Naturschönheit“ wurde sie zur „Kunstschönheit“ und damit zur höchsten Orientierungsinstanz.

Die Distanz zwischen Landschaft und Garten wurde aufgehoben. Die Natur vermochte nun die Gefühle der Menschen zu bewegen, bzw. der Mensch sie im Sinne dieser seiner Gefühle zu gestalten. Als erste leiteten vier Männer den Umbruch zum Landschaftsgarten ein:

  • Earl of Shaftesbury (1671- 1713, Philosoph, großer Einfluß auf die deutsche Aufklärung und den „Sturm und Drang): Er pries die natürliche Wildnis ohne menschliche Eingriffe. Nach einer Italienreise begann er über die Bilder von Lorrain und Poussin die Landschaft in ihrem Eigenwert neu zu sehen.
  • Joseph Addison (1672-1719, Schriftsteller): Er griff 1712 in seiner Zeitschrift „Spectator“ als erster den französischen Architekturgarten direkt an und verlangte, Naturvorbildern zu folgen. Die Aufgabe eines Gartens sei es, durch die Auswahl bestimmter Naturszenen Stimmungsbilder zu schaffen. „Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Ansicht alleine stehe, doch für meinen Teil würde ich viel lieber einen Baum in all seiner Pracht und Ausdehnung von Ästen und Zweigen betrachten als in einem in geometrischen Figuren geschnittenen und getrimmten Zustand“.
  • Alexander Pope (1688-1744, Hauptvertreter der klassischen, englischen Literatur): Er besaß einen pantheistischen Naturbezug und setzte die Angriffe fort. Wahrscheinlich versuchte er als erster in seinem Besitz in Twickenham (an der Themse) ganz auf geometrische Gartenformen und Gehölzverschnitt zu verzichten. Er verlangte bereits von einem Garten: Kontraste (u.a. von Licht und Schatten), Überraschungen und Verbergen seiner Grenzen.
  • William Shenstone (1714-1763, Dichter): Mit „Leasowes“ schuf er den berühmtesten Garten seiner Zeit. 1743 begann er mit der Instandsetzung seines Besitzes. Er versuchte sein Anwesen in ein dreidimensionales Gemälde zu verwandeln. Es bestand aus einer Abfolge von Szenen, die man von einem Rundweg („belt-walk“) aus betrachten konnte. „Er begann damit, die Ausblicke herauszuheben, die Oberfläche abwechslungsreich zu gestalten, seine Spazierwege verschlungen zu ziehen und die Wasserläufe zu schlängeln“ (Johnson). Von Shenstone stammt Ausdruck „Landschaftsgärtnerei“ (als Gegensatz zur „Landschaftsmalerei“).

Die Schriftsteller und Philosophen weckten das Naturgefühl weiterer Personen, die ihnen zu folgen versuchten. Sie werden allgemein als „Dilletanten“ bezeichnet, engagierte Laien mit einem hohen Bildungsniveau. Man berief sich auf die Schönheit der Welt vor dem Sündenfall, d.h. dem Primat der Natur vor der Kultur. Damit wurde das bis dahin traditionelle Bild vom Umgang mit der Natur infrage gestellt. Von ihren Gärten ist heute nur noch „Stourhead“ weitgehend erhalten.

Am Anfang der Entwicklung stehen noch verschiedene Mischformen von architektonischen und landschaftlichen Gärten. In dieser Übergangszeit schälten sich in England vier „natürliche“ Gartentypen heraus (dabei galt für alle zunächst das „malerische“ Prinzip):

  • der „malerische“ Garten: Er versucht mit den Regeln der Landschaftsmalerei dreidimensionale Gemälde zu schaffen. (z.B. um 1750 Leasowes und Stourhead. In Stourhead versuchte man z.B. Gemälde von Lorrain direkt umzusetzen).
  • der „poetische“ Garten: Er ergänzte den malerischen Gedanken um literarische Bezüge und zielte auf das Wecken von Gefühlen. Zu seinem Typ gehörten alle erste Landschaftsgärten. Die Gestaltungsprinzipien waren:
    • Das wichtigste Kriterium war die Wiedergabe von Gefühlen.
    • Der Versuch, Gefühle zu wecken, erfolgte über Assoziationen (Gedankenverbindungen; mit Hilfe von Naturkulissen, Mahnmalen, Schrifttafeln, Tempeln u.ä.).
    • Seine dekorativen Elemente verwiesen auf literarische Inhalte (Verbindungen zu gefühlsgerichteten und geistigen Bezügen).
    • Um (modische) Abwechslungen in ihn hineinzubringen, nutzte zunehmend exotische und groteske Motive (und belastete damit seine künstlerische Einheit).
    • Im Laufe der Zeit verdrängte das Herausstellen von Raritäten inhaltlich die Darstellung von Gefühlen.
    • Die Vielzahl der dekorativen Tricks (z.B. für das Verstecken von Funktionen in einer Eremitenhütte) ließ ihn sehr künstlich werden (entgegen seinem Selbstverständnis).
  • der „geläuterte“ Garten: Durch die Verwendung einer „Linienformel“ („undulierten Schönheits-Linie“) sollte er einen besonders harmonischen Eindruck erhalten („Undulierte Schönheitslinie“: Durch die Ablehnung der „Geraden“ in der Natur, suchte man nach einer ihr gemässen Linienführung. 1745 propagierte Hogarth seine „undulierende (wellenförmige) Linienführung. Durch ihre abwechselnden Windungen sollte sie vom Menschen als angenehm empfunden werden. Zu ihren wichtigsten Forderungen gehörten „Weichheit, Mannigfaltigkeit und Spannung“).
  • der „ferme ornée“: Dieser Gartentyp kam zunächst aus Frankreich. Hinter ihm verbarg sich der romantische Gedanke, einen ganzen Gutsbesitz gartenkünstlerisch zu gestalten. In England scheiterten alle entsprechenden Versuche, da die wirtschaftlichen Erfordernisse sich nicht dekorativ überlagern ließen. Leasowes war der berühmteste dieser Versuche. (In Deutschland dagegen wurde dieser Gartentyp später besonders erfolgreich: z.B. im Dessauer Gartenreich (Wörlitz), Reichenbach (Lenné) und Muskau (Pückler).

Innerhalb dieser vier verschiedenen Gartentypen gab es von Anfang an zwei Strömungen bei der Gestaltung eines Landschaftsgartens (die zunächst parallel nebeneinander bestanden, vergleichbar der Betonung von Linie oder Farbe in der Malerei): das Ausgehen vom „Genius eines Ortes“ (dem „Geist eines Ortes“, dem „Genius Loci“) sowie dem Betonen der Linienführung (z.B. der undulierenden Schönheitslinie).