Schloss Schwetzingen von innen: der Dachstuhl des Mittelbaus

Kurze Beschreibung: die Schlossuhr von 1763 (im Südturm des Mittelbaus von Schloss Schwetzingen)

Blick auf das Uhrwerk auf dem Holzgestell, darunter der Bodendurchbruch, vorne mittig das Pendel, dahinter die Seile für die Gewichte im Turm

Blick auf die Rückseite: in der Mitte das Pendel, dahinter das Gehwerk, links das Viertelstundenschlagwerk, rechts das Stundenschlagwerk

Blick auf die drei Rollen für die Gewichte, mittig unten die Handkurbel zum Aufziehen sowie oben das Gehäuse für ein kleines Zifferblatt

• Uhrmacher:
  • Johann Jacob Möllinger (1695 bis Januar 1763) aus Neustadt an der Haardt (heute: Neustadt an der Weinstraße)
  • Werkstatt mit bis zu zehn Gesellen, auch einige Söhne arbeiteten mit
  • Möllingers Uhren waren weit verbreitet (Turmuhren z.B. im Altpörtel in Speyer, in der Dreifaltigkeitskirche in Worms, in der St. Georgskirche in Wachenheim, im Schloss Benrath, Standuhren z.B. im Schloss Mannheim)
• Schlossuhr mit Gewichtsantrieb, drei Zifferblättern und Glockenschlag:
  • Auftraggeber: Kurfürst Carl Theodor (1724-1799, reg. 1742-1799)
  • Fertiggestellt 1763 (wohl von seiner Werkstatt, Möllinger starb im Januar 1763)
  • Kosten: 1300 Gulden laut Rechnung vom 15. Juli 1763
  • Repariert 1792 von Uhrmacher Franz Jakob Braun (1735-1813), Kosten 475 Gulden
  • Letzte „Generalüberholung“: 1943
  • Stillgelegt 1968 und ersetzt durch eine elektromechanische Uhr
  • Danach alle Verbindungen (Stangen, Zahnräder etc.) vom Uhrwerk zu den drei Zifferblättern und den beiden Glocken abgebaut, ebenso einige wenige Zahnräder und Teile des Uhrwerks demontiert; viele dieser Teile sind noch erhalten
  • Juni 1982: Remontage der Schlossuhr nach umfangreicher Reparatur
• Zum Uhrwerk:
  • Standort: oberster Raum im Südturm des Mittelbaus
  • Umlaufende Inschrift am oberen Rahmen: „AUF HOHEN CHURFÜRSTLICHEN BEFEHL WURDE DIESES WERCK VON IACOB MOELLINGER IN NEUSTATT VERFERTIGET Ao. 1763“
  • Uhrwerk wird mittels dreier Gewichte an drei Rollen angetrieben, Aufzug mittels Handkurbel
  • Uhrwerk bewegt die Zeiger dreier (teils entfernter) Zifferblätter am Mittelbau mittels Stangen und Zahnrädern
  • Mit Viertel- und Stundenschlag für die beiden Glocken des Südturms
• Details zum Uhrwerk:
  • Uhrwerk besteht aus einem großen quaderförmigen verkeiltem Eisengestell, auf hölzernem Unterbau stehend, darunter ein Bodendurchbruch
  • Pendel reicht bis unterhalb des Fußbodens; drei Gewichte (Steinkugeln, Gewicht je ca. 50 kg) hängen im Turm; Gangdauer ca. 30 Stunden
  • Drei Werke, nebeneinander angeordnet; mittig das Gehwerk, links des Pendels das Viertelstundenschlagwerk, rechts das Stundenschlagwerk
  • Hemmung: Scherenhemmung, Hemmungsrad aus Messing
  • Kleines Zifferblatt mit Zeigerwerk: oben am Eisengestell, gegenüber dem Pendel
• Zu den Zifferblättern:
  • Standorte: am Südturm sowie an Ost- und Westseite des Mittelbaus
  • Alle Zeiger angetrieben mittels Stangen und Zahnrädern durch Uhrwerk im Südturm
  • Zeiger der Zifferblätter aus unbekannten Gründen vertauscht, der große Zeiger zeigt die Stunden, der kleine Zeiger die Minuten an
  • Hersteller aller drei Zifferblätter: Werkstatt von Möllinger
• Zu den Uhrschlagglocken:
  • Standort: Glockenstuhl mit zwei Glocken direkt oberhalb des Raums mit dem Uhrwerk
  • Glockengießer: Johann und Andreas Schneidewind, Frankfurt am Main; Gussjahr: 1724
  • Glockendurchmesser 68 cm und 55 cm, Nominal/Schlagton: d“ und f“
  • Eine Glocke für Stundenschlag, die andere für Viertelstundenschlag
• Zu Vorgängeruhren:
  • 1663: erste Erwähnung einer Schlossuhr, Betreuung durch Cornelius Jansen
  • 1744: Johannes Rückruther betreut die Schlossuhr